Geflüchtete als Bildungsbotschafter


Abgeschlossenes Projekt

Projektlaufzeit:

Zielgruppe:

Förderung:

2015-2018

Menschen mit Fluchterfahrung aus Nordrhein-Westfalen

Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen


Projektbeschreibung

 

Hintergrund

 

Die laut UNHCR 60 Millionen Menschen, die ihre Herkunftsländer in den vergangenen Jahren aufgrund von Kriegen, Konflikten und politischer Verfolgung verlassen haben, verlieren auf der Flucht mehr als „nur“ ihre Heimat. Flucht bedeutet auch die abrupte Trennung von Familien, den Verlust sämtlicher Besitztümer, die sofortige, womöglich irreversible Aufgabe von aufgebauten Existenzen.

Am Ende ihrer langen, oft lebensgefährlichen Routen angekommen, blicken Geflüchtete in eine ungewisse Zukunft. Damit der Neuanfang in der Fremde gelingen kann, bedarf es auf Seiten der Aufnahmeländer einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung: Zusätzlich zu staatlichen Integrationsmaßnahmen braucht es Impulse aus der Zivilgesellschaft in Form von weiterführenden Angeboten und innovativer Konzepte.

Entgegen der in der öffentlichen Wahrnehmung weitverbreiteten Reduktion von Geflüchteten auf ihren Status als Schutz- und Hilfsbedürftige, ist das Netzwerk politik|atelier der Überzeugung, dass diese Menschen keinesfalls mittellos zu uns kommen. Viel mehr bringen sie unschätzbare immaterielle Reichtümer und vielfältige Potentiale mit sich, die es zu aktivieren und zu fördern gilt.   

 

Das Projekt

 

Zu diesem Zweck hat der Verein 2015 gemeinsam mit dem Eine Welt Netz NRW und Engagement Global das Projekt „Bildungs- und Kulturbotschafter“ ins Leben gerufen. Dank der wiederholten Förderung durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW konnten in Bonn, Köln, Münster und Düsseldorf seitdem über 80 Geflüchtete aus Ländern wie Syrien, Afghanistan, Eritrea und Togo zu Referent*innen der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit ausgebildet werden. Als Bildungs- und Kulturbotschafter*innen vermitteln sie in interaktiven Vorträgen und Dialogveranstaltungen auf Honorarbasis nun regelmäßig Wissen und Erfahrungen zu entwicklungspolitischen Themen aus erster Hand.

 

Projektziele

 

Die Ausbildung der Teilnehmenden zu Bildungs- und  –Kulturbotschafter*innen leistet einen nachhaltigen Beitrag zur Förderung des interkulturellen Dialogs zwischen deutscher Zivilgesellschaft und Geflüchteten. Die von den Teilnehmenden durchgeführten Veranstaltungen fungieren als öffentliche Plattform für Kommunikation und Wissenstransfer. Der Erfahrungsaustausch führt zu einem tieferen gegenseitigen Verständnis und hilft beiden Seiten, globale politische, ökonomische und ökologische Zusammenhänge nachzuvollziehen.

 

Das Projekt befähigt die Teilnehmenden, öffentlichen Diskurse durch die Vermittlung ihrer individuellen Erfahrungen und ihres Wissens über ihre Herkunftsländer aktiv mitzugestalten. Gleichzeitig eröffnen die Referent*innen und Referenten ihren Dialogpartnern, eine differenzierte Perspektive auf deren eigenen soziokulturellen Alttag. Durch den Transport entwicklungspolitischer Inhalte wollen die Bildungs- und Kulturbotschafter*innen einen anhaltenden Lernprozess anstoßen, der langfristig zu mehr globaler Gerechtigkeit führt.  

 

Ablauf

 

Die Ausbildung erfolgte in insgesamt drei Etappen. In einem zweitägigen Qualifizierungsseminar erlernten die Teilnehmenden zunächst erste Grundlagen und Methoden der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit. Anschließend bestand die Möglichkeit, diese Inhalte in einem Aufbauseminar weiter zu vertiefen und eigene Konzepte zu entwickeln. Nach Besuch der Seminare setzte sich die Zusammenarbeit in Form von individueller Nachbetreuung und Gruppentreffen durch drei Coaches für einen Zeitraum von drei Monaten. In Tandemveranstaltungen konnten die angehenden Bildungs- und Kulturbotschafter*innen dann an der Seite von erfahrenen Bildungsreferent*innen erste praktische Erfahrungen sammeln.

 

Dank der Kooperation mit der Engagement Global gGmbH hatten alle Teilnehmenden die Chance zur Aufnahme in das bestehende Bildungsprogramm „Bildung trifft Entwicklung“ (BtE).

 

Gefördert wurde das Projekt von der Stiftung für Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen.

Die Durchführung wurde uns auch durch eine großzügige Spende des Inner Wheel Clubs Bonn ermöglicht, herzlichen Dank!

Ansprechpartner: Julian Karsunky

 

Presse

Artikel in "Resultate" (Ausgabe 3/17) der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW

Artikel des Bonner General Anzeigers vom 23.11.2015.

Leitfaden "Menschen in Bewegung"

Der Leitfaden „Menschen in Bewegung. Leitfaden für Globales Lernen mit Geflüchteten“ möchte interessierte Organisationen der (entwicklungs-)politischen Bildungsarbeit von den Erfahrungen aus dem Pilotprojekt "Geflüchtete als Vermittler*innen von Erfahrung und Wissen" profitieren lassen.

 

Geflüchtete werden in der Regel durch die gesetzlichen Bestimmungen über einen längeren Zeitraum auf die Rolle von passiven Hilfsempfänger*innen reduziert, selbst wenn sie schon Deutsch gelernt haben und ihnen ein Bleiberecht zugesprochen wurde. Das Projekt sorgt dafür, dass nicht immer nur über sie geredet wird, sondern dass sie selbst öffentliche Diskurse aktiv mitgestalten, indem sie über ihre Herkunftsländer und Fluchterfahrungen berichten und zu einem besseren Verständnis sowie zum Abbau von Vorurteilen beitragen.

 

Mit der Einbindung von Geflüchteten in die entwicklungspolitische Bildungsarbeit und das Globale Lernen soll vieles in Bewegung gebracht werden: die Perspektiven wechseln, durch persönliche Begegnung die Herzen berühren und Empathie fördern, und vor allem den Geflüchteten die Gelegenheit geben, sich und ihre vielfältigen Ressourcen einzubringen. In diesem Leitfaden wurden Erfahrungen und Antworten zusammengestellt, um anderen Träger*innen und interessierten Bildungsakteur*innen für diese Art der Arbeit mit Geflüchteten zu begeistern und zu ermutigen.

 

Herausgeber sind das Netzwerk politik|atelier in Kooperation mit dem Eine Welt Netz NRW e.V. und „Bildung trifft Entwicklung“.

Download
Menschen in Bewegung - Leitfaden für Globales Lernen mit Geflüchteten
Leitfaden_Menschen_in_Bewegung.pdf
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Impressionen zum Projekt

Nidal Rashow beim Pilotprojekt „Flüchtlinge als VermittlerInnen von Erfahrung und Wissen“ des Netzwerks politik|atelier in Bonn, November 2015

Ali Mohamed beim Pilotprojekt „Flüchtlinge als VermittlerInnen von Erfahrung und Wissen“ des Netzwerks politik|atelier in Bonn, November 2015.